Es wurde nun viel gewechselt. Die Bandmitglieder (John
Dalton endgültig für Pete Quaife, als Keyboarder kam John Gosling),
die Plattenfirma und der Sound, zumindest für zwei Platten wurde man
amerikanisch. "Muswell Hillbillies" ist meine Lieblingsplatte und sicher
auch eine der besten der Kinks im objektiven Vergleich. Sie besticht durch
Rock verbunden mit Countryelementen und wunderbaren Texten über das
Leben in der Vorstadt Londons (was man nicht zusammen erwartet hatte, so
viel ist sicher). Der Blick war nach Amerika gerichtet, denn man durfte
dort seit 1969 wieder auftreten, nachdem es 1965 Probleme mit der Musikergewerkschaft
gegeben hatte und Auftrittsverbot verhängt wurde. Die Platte verkaufte
sich mäßig und auch die darauffolgende, "Everybodys In Showbiz",
war nich so dolle in der Publikumsgunst, sie besticht auch nicht gerade
durch ausgefallene Ideen. Es geht um das Leben als Künstler, unstetig
von Ort zu Ort, jedoch mit vielen Clichées und zu einfältigen
Melodien. Der zweite Teil jedoch, der Aufnahmen der "Muswell Hillbillies"-Tour
enthält, war wiederum besser. Kaum das Herumreiten auf alten, ausgelutschten
Songs sondern die Interpretation von Klassikern ("Bana Boat Song", Mr Wonderful")
und von Stücken der letzten LP macht das Ganze zu einer abgerundete
Sache.
Single: "Holiday" Japan 1975
Mr Flash
Es kam die große Zeit des Mr Flash und damit
die Konzeptalben. Preservation ist sicherlich eines der Hauptwerke von
Ray Davies, das nun 1973 und 1974 auf insgesamt 3 Platten in zwei Schüben
unter die Leute gebracht werden sollte, es wird allerdings von vielen als
überambitioniert und recht schwach angesehen. Dem möchte ich
nicht unbedingt zustimmen, denn die Alben enthalten nicht nur einige schöne
Songs ("Sweet Lady Genevive", "One Of The Survivors" etc.) sondern auch
eine Story, die den Verfall des Kapitalismus und der angeblichen Demokratie
sehr passend skizziert und das in recht leichter Form mit vielen Ansatzpunkten
für eine Kritik des Staatswesens. Vielleicht kann man so weit gehen,
daß es Ray Davies "APO"-Platte ist, jedoch zu genau der Zeit, wo
es niemand haben wollte (typisch) und genau so, wie es auch niemand haben
wollte (entlarvent für angebliche Revolutionäre). Mr Flash wurde
nach Preservation noch einmal gehuldigt, nun jedoch auf "Schoolboys In
Disgrace" (1976) sehr oberflächlich und in meinen Augen vernachlässigungswürdig.
Interessanter ist das eingeschobene "Soap Opera" (1975), das wieder einmal
Ray Davies Probleme mit dem Starruhm so versteckt und genial auf den Punkt
bringt, daß man die schwache musikalische Qualität vernachlässigen
mag (sie ist dennoch besser als ihr Ruf).
D.Davies, Gosling, Dalton, R.Davies, Avory Mitte der
70er