Ray Davies
kinks.de-Biografie von Helge Buttkereit
Ray Davies, geboren am 21.6.1944, war Sänger und Haupt-Songwriter der Kinks. Mit seinem unverwechselbaren Gesang, seinen satirischen und nachdenklichen
Texten und dem mit Bruder Dave zusammen entwickelten Musikstil ist er einer
der einflußreichsten Musiker der Rockgeschichte. In den 90ern wurde er des öfteren als "Gottvater des Britpop" bezeichnet. Er selber sieht sich eher als "Onkel der guten Sorte". Seine bekanntesten Songs der 60er sind zweifellos "You Really Got Me", "Waterloo Sunset", "Dandy", "All Day And All Of The Nigt" oder "Days". Der größte Hit ist aber die Transvestiten-Hymne "Lola", die er auch heute noch in jedem Konzert als Zugabe spielt. Allerdings hat Davies bereits in den 60ern begonnen, mit satirischen Texten die Gesellschaft auf die Schippe zu nehmen und zu kritisieren ("Dead End Street", "A Well Respected Man" oder "Dedicated Follower Of Fashion"). Fast logische Folge von diesen anspruchsvollen kurzen Songs sind die Konzeptalben der 70er Jahre. Davies schrieb unter anderem "Preservation 1 & 2", eine Rock-Oper auf drei LPs über den Aufstieg und Fall eines totalitären Diktators. In den 60ern lieferte er sein Meisterstück mit dem Album "The Village Green Preservation Society", in dem er das Leben auf dem Land darstellte und wie so oft die kleinen Leute in den Mittelpunkt stellte. Eines seiner besten Alben war das 1971 erschienene "Muswell Hillbillies", eine Country-Platte über London. Allerdings zeigte sich sowohl in den Konzeptalben wie schon seit "Village Green", dass die ambitionierten Ideen von Davies das Publikum nicht mehr in dem Maße erreichen konnten, wie ihm dies zu Beginn der Karriere gelungen war. Erst mit dem Wechsel der Plattenfirma (1976 zu Arista) und der damit verbundenden Hinwendung auf den amerikanischen Markt wurden Davies und die Kinks wieder erfolgreicher (die Alben "Sleepwalker", "Misfits", "Low Budget" und "One For The Road" waren allesamt in den US-Hitlisten vertreten.
In den 80ern war Ray Davies auch in anderen Feldern aktiv. Er schrieb Musicals und wirkte im Film "Absolute Beginners" mit, machte selbst einen Fernsehfilm ("Return To Waterloo") sowie Anfang der 90er eine Dokumentation über Charles Mingus ("Weired Nightmare"). Ein klassisches Choralwerk schrieb Davies ebenfalls, dieses wurde alerdings nur einmal bei einem Festival aufgeführt. 1995 erschien seine mit fiktionalen Elementen angereicherte Autobiographie "X-Ray", die die Zeit bis 1973 abdeckt. Nach dem Ende der Band 1996 stellte er sein Buch bei Solo-Konzerten vor. Eine CD ist dabei auch entstanden ("Storyteller", 1998 auf EMI). Danach kündigte er eine Studio-CD an, die erst im Februar 2006 erscheinen soll ("Other People's Lives"). Weitere Projekte wie ein neues Musical wurden angekündigt, bis dato aber nicht vollendet. Davies trat ab Anfang 2000 mehrfach mit anderen Künstlern auf. Am interessantesten zweifellos der Auftritt mit der New Yorker Indie-Band Yo La Tengo im August 2000, bei dem bereits einige Songs des späteren Soloalbums vorgestellt wurden, teilweise noch unter anderem Namen ("Things Are Gonne Change", "Next Door Neighbour", "Creatures Of Little Faith", "Thanksgiving Day", "Stand up Comic"). Zudem trat Davies mit New Pornographers und Superdrag in Austin auf und stand zwei Mal mit Bon Jovi auf der Bühne. Seit 2002 hat er auch wieder eine eigene Band, mit der er einige Konzerte in England und eines in Spanien spielte. Bei seinem zweiten Auftritt im Rahmen des jährlichen "Tibet House Benefits" im Jahr 2003 gab es ein Duett mit David Bowie. Gemeinsam sangen sie "Waterloss Sunset".
Ende 2003 stand Davies auf der Ehrenliste der Königin und im März 2004 erhielt er den Titel eines "Commander in the Most Excellent Order of the British Empire" (CBE, eine Stufe unter der Ritterschaft: Davies ist KEIN "Sir"). Kurz nach bekanntgabe der Ehrung im Januar wurde Davies bei einem Überfall angeschossen, er wollte seiner neuen Freundin in New Orleans die gestohlene Handtasche zurückholen. Er musste einige Zeit in den Staaten bleiben und auch eine Tournee durch England absagen, nach einem zweiten Krankenhausaufenthalt ging es ihm aber offenbar wieder besser. Ob er noch im Vierzigsten Jahr nach der Kinks-Gründung gemeinsam mit seinem Bruder Dave Davies, mit dem ihn eine lebenslange Hass-Liebe verbindet, arbeiten wird, ist mehr als fraglich. Es gibt zwar immer wieder Gerüchte, bislang haben sie sich jedoch alle als falsch herausgestellt. Nach Dave Davies' Schlaganfall 2004 wurde eine Wiedervereinigung aufgrund seines Gesundheitszustandes auch zunächst einmal unmöglich. Zuletzt standen im November 2005 alle vier Gründungsmitglieder der Kinks gemeinsam auf der Bühne, allerdings nur um die Aufnahme in die UK Hall Of Fame entgegenzunehmen.
Links
kinks.de-Blog zum Soloalbum
Ray Davies bei Wikipedia
aktualisiert: 7.1.2006
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