Ray Davies spielte zum Abschluss des diesjährigen Rhythm´n´Blues Festivals im belgischen Peer. Wettermäßig hatten die Veranstalter dieses Jahr wenig Glück, denn in Peer war von Freitag bis Sonntag Dauerregen angesagt. Das Festivalgelände glich daher auch einer Schlammwüste (so habe ich mir immer Woodstock vorgestellt), doch mittendrin stand ein riesiges Zelt, so dass Künstler und Zuschauer ziemlich wetterunabhängig waren. Als Ray Davies erst kurz vor Mitternacht sein Konzert begann, waren viele Festivalbesucher schon wieder auf dem Heimweg, doch die noch ca. 4000 verbliebenen Zuhörer mussten ihr langes Warten nicht bereuen, denn sie sahen einen Ray Davies in fast gewohnter Höchstform.
Bei seinem ersten Konzert nach der Schussverletzung im Januar war Davies stimmlich und musikalisch wie immer gut in Form, nur seine Bühnenshow ließ stellenweise erkennen, dass er mit seinem Bein noch immer Probleme hat. Anstelle seiner gewohnten Bewegungsabläufe (kleine Schritte und große Sprünge) stand er während des gesamten Konzerts für ihn ungewohnt ruhig hinter dem Mikrophon.
Davies begann sein Konzert wie gewohnt alleine, wenn auch ungewohnt in der Songauswahl mit "I´m not like everybody else". Bei "Sunny Afternoon" und "Dead End Street" begleitete ihn Mark Johns und erst mit "Victoria" setzte die ganze Band ein. Danach folgte ein ungewöhliches "20th Century Man", sehr rockig und lang gespielt. Davies entschuldigte sich gleich in seiner gewohnt ironischen Art und Weise bei den Zuschauern, da diese ja zu einem Blues Festival gekommen seien und nicht zu einem Rockkonzert. Von der Band ragte der Schlagzeuger durch sein Timing und sein Spiel heraus, während der Bassist solide spielte und Mark Johns wohl nie einen Dave Davies ersetzten kann. Außerdem fehlte die zweite Stimme, die wohl nur Bruder Dave Davies so zu singen vermag. Ray erwähnte öfters seinen "kleinen" Bruder, was mich schon wieder von einer Reunion träumen lässt. Er zeigte auch eine gewisse Selbstironie, als er "My next Door Neighbour" ankündigte, "a song from my new Solo Album, believe it or don`t believe it". Leider spielte er außer "Creatures of little Faith", "Stand Up Comic" und "The Morning After" keine neuen Stücke, sondern nur die vom größten Teil der Zuschauer erwarteten Kinks Oldies aus den 60er Jahren.
Nach ca. 90 Minuten war das Konzert mit der Zugabe "Lola" zu Ende. Die meisten Besucher gingen durch die Schlammwüste zufrieden nach Hause, hin und wieder hörte man bei eingefleischten Kinks Fans (und davon gab es nicht wenige) eine gewisse Unzufriedenheit hinsichtlich der Songauswahl. Viele hätten sich mehr neue Stücke von der geplanten Solo-Platte gewünscht, an deren Veröffentlichung weiter gezweifelt werden muss.
Links
Setlist
Review beim Standaard
Review bei Het Volk
Konzert in Surrey
Besprechung im Sunday Express (bei Dave Emlen)
Fotos vom Konzert
(Seite aktualisiert: 15.8.2004)