Quaife und Kast Off Kinks in Utrecht

Das siebte holländische Kink-Fan-Meeting

Jede Menge Kinks-Fans waren auch am vergangenen Sonntag (12.9.) wieder nach Utrecht gekommen und sie wurden nicht enttäuscht. Beim siebten holländischen Fan Treffen im "Stairway To Heaven" kamen alle Fans auf ihre Kosten. Diejenigen, die zum Tauschen von CDs, DVDs oder EPs gekommen waren, solche, die aktuelle und ältere Platten sowie Devotionalien kaufen wollten und natürlich ging es vor allem ums Musik hören. Aus England, Nordirland, Schweden, Dänemark, Belgien, Deutschland und natürlich aus jeder Ecke der Niederlande waren die Fans angereist, und es gab wie immer viel zu erzählen. Als besonderer Gast war Pete Quaife erschienen. So feierte das siebte Treffenen eine Premiere: Eine, wenn auch sehr kurze, Lesung aus Quaifes unveröffentlichten Buch "Veritas".

Musikalisch eröffneten "The Cave" aus Middelburg das Treffen. Eine schlechte Wahl, denn die Band spielte nicht nur langweilige Kopien der sattsam bekannten Stücke der 60er Jahre, sie war auch zu laut und schlecht abgemischt. Pete Quaife beispielsweise ergriff schnell die Flucht. Auch wenn es hart klingt, solche Cover-Bands mögen auf Oldie-Festivitäten vielleicht passen, auf einem Kinks-Meeting sollte man doch zumindest erwarten, das außer "I'm On An Island" doch irgendein nicht ganz so bekanntes Stück gespielt wird.

Flamin' Stars

Absoluter Gegensatz waren in der Folge die "Flamin' Stars" aus Harderwijk. Sie klangen professionell, gut eingespielt und gaben den Kinks-Songs ihre eigene Note. Dazu kam, dass sie nicht nur die Hits der 60er spielten -- die sogar weniger -- sondern sich auch aus der späteren Periode bedienten. Beispielsweise gaben sie schöne Versionen von "Don't Forget To Dance" oder "Art Lover" zum Besten. Der Band merkt man an, dass sie nicht nur Cover-Versionen, sondern auch eigene Stücke spielen. So haben sie ein ganz anderes Gefühl für die Musik, das auch auf die Hörer überspringt. Auch Dalton, Avory und Gosling hatten sichtlich ihre Freude am Spiel der Holländer.

Pete Quaife schien hingegen von der ganzen Szenerie etwas abgeschreckt. Die Musik war ihm zu laut und Autogramme schreiben gehört offenbar auch nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber als er dann auf der Bühne stand, wirkte es, als habe er nie etwas anderes gemacht. Seine (typisch englischen) Scherze saßen, als er über eine Reunion der Originalbestzung philosophierte: Er sei Dialyse-Patient, Dave Davies hatte einen Schlaganfall und Ray Davies wurde ins Bein geschossen. Mick Avory solle vorsichtig sein, er wäre dann wohl der nächste. Allerdings seien ja die Kinks die einzige Band der 60er, die noch in ihrer Gründungsformation antreten könnten. Dass sie es nicht mehr werden, ist ob seiner Äußerungen hingegen offensichtlich. Quaife las ein paar Zeilen aus seinem unveröffentlichten Buch über eine Rock-Band in den 60ern. Es sei eben nicht so, dass sich auf einmal alles ändere wenn man den Hit hat. Marcus, der Keyboard-Player der Band, sitzt in der vorgetragenen Passage am Frühstückstisch und erzählt seiner Mutter, dass sie jetzt auf Platz eins der Hitparade wären. Mutter will lieber eine Asperin (und noch eine).

Kurz nach Quaifes Auftritt kamen dann die Kast Off Kinks und sie rockten wieder einmal mit viel Freude und diese sprang über. Ganze 34 Songs spielten sie und man merkt, dass sie immer besser werden -- wenngleich sie immer noch kaum proben. Das wird bei einigen Einsätzen deutlich, und Clarke vergisst auch mal den Text, was bei der Menge an Songs sicherlich passieren kann. Außerdem: Das Ganze wird durch die Haltung der Band mehr als überspielt. Schön ist, dass sie mittlerweile Songs von jedem Album von 1964 bis 1976 spielen. Am überraschensten war diesmal "Berkeley Mews", das Dalton mit einer seiner Quizfragen einleitete, welcher Song die B-Seite von "Lola" gewesen sei. Für die richtige Antwort gab jeweils es T-Shirts der "Kast Off Kinks" und bei dieser Frage tat Dalton zunächst so, als habe er die Antwort nicht erwartet, aber dann spielte Gosling doch das (gerade noch erkennbare) Intro. Weitere schöne Versionen gab es von "Supersonic Rocket Ship", "Money Talks" und "God's Children". Der Song von "Percy" ist vermutlich der beste der Kast Off Kinks. Er kommt immer wieder gut.

   
   

Zwar war es nicht das musikalische, dafür aber das Kinks-historische Highlight: Pete Quaife kam etwa in der Mitte des Sets von Dalton, Avory, Gosling und Clarke auf die Bühne und spielte für zwei Stücke den Bass. Damit gab es eine Premiere, denn mit den Kast Off Kinks hatte er zuvor noch nicht gespielt und auch mit seinem Nachfolger Dalton stand Quaife noch nie auf der Bühne. Man merkte ihm an, dass er lange nicht mehr Livemusik gemacht hat, aber zum Schluss hatte er Spaß daran -- vielleicht war er aber auch froh, dass es vorbei war. Quaife spielte bei "Dedicated Follower of Fashion" und "Louie Louie", wobei den Dalton den zweiten Song sang und beide Stücke auf der akustischen Gitarre begleitete. Leider war diese nicht zu hören, da der Techniker sie nicht in den Mix bekam. Daltons Gesang war jedoch erneut gut und es ist schade, dass er nicht mehr singt. Clarke ist zwar gut. Seine Stimme ist jedoch auf Dauer etwas eintönig und wenig variabel. Die akustische Gitarre wäre im übrigen auch eine Option für Clarke bei manchen Stücken, die mit der elektrischen kaputt gespielt werden.

Übrigens: Mick Avory versuchte sich als "Storyteller". Er entwickelte eine Theorie zur Entstehung von "Lola". Das war nicht nur etwas konfus, es ist auch immer wieder schwer, seinen prägnantem Akzent zu folgen. Allerdings überbrückte er so die Zeit, die Gosling auf dem Lokus verbrachte. Ansonsten schien Avory bei diesem Meeting sehr gut drauf zu sein, spielte schöne Schlagzeug-Passagen, und er sprach dem Bier auch weniger zu als zuletzt. Alles in Allem war es so ein gelungenes Treffen und nicht zuletzt wirt Mitorganisator Rob Kopp bleibende Erinnerungen daran haben. Gemeinsam mit den Kast Off Kinks sang er seine Version von "Dandy" mit dem Titel "Peggy", der er damit einen Heiratsantrag machte -- sie sagte "Ja".

Links
Setlist
Fotos vom Meeting und Video-Clips
Fotos bei Dave Emlen
Fotos auf der Website der Flamin' Stars

Fotos und Text: Helge Buttkereit
(Seite aktualisiert: 15.9.2004)