Kinks? Wer ist das denn?


The Kinks

The Kinks sind eine Londoner Rock-Band (oder wie man das auch immer nennen will). Sie wurden 1964 gegründet und hatten ihren ersten großen Hit mit "You Really Got Me" im gleichen Jahr. Kurz darauf kam mit "All Day And All Of The Night" der zweite Hit der wieder mit dem bestechenden, frischen Gitarrenspiel des Dave Davies aufwarten konnte und auch die erste LP "Kinks" bestach durch einfache, aber eingängige Hard Rock Riffs und nicht ohne Grund nennt man die Kinks, oder besser Dave Davies, den Erfinder des Hard Rock. In den 60er Jahren waren die Kinks neben den sattsam bekannten Bands (die ich hier nicht nennen möchte) die wohl einflußreichste und auch erfolgreichste englische Band. Mit Dandy hatten sie auch einen Nummer eins Hit in Deutschland. Auch die weiteren herausragenden Singles "Waterloo Sunset", " Sunny Afternoon", "Days" und viele andere waren nicht minder erfolgreich und werden heute noch in vielen Radiostationen gespielt.

The Kinks (70er)
The Kinks Anfang der 70er Jahre

"Lola" sollte dann einen Wendepunkt in der Karriere der Band darstellen. diese 1970 veröffentlichte Single (Nummer 2 in Deutschland) kann wohl heute als die bekannteste Nummer gelten und immer wenn man auf die Band, die angeblich keiner kennt, zu sprechen kommt muß man nur Lola nennen und dann kennst sie doch (fast) jeder. Nach Lola brachte die Band ihr in meinen Augen bestes Album heraus: "Muswell Hillbillies". Eine Platte voll mit Songs die die Arbeiterklasse in England, besonders Nord-London darstellt - mit ihren Wünschen, Hoffnungen, aber auch dem ganz normalen Alltag ("All life we work, but work is a bore, if life's not for living' what's living for"). Schon in den 60ern hatte Ray Davies, der Sänger, Songschreiber und Kopf der Band (alle Dave-Fans mögen's mir verzeihen) mit "Arthur Or The Decline And Fall Of The British Empire" eine sozialkritische und sehr ambitionierte Platte geschrieben und "The Village Green Preservation Society" von 1968 kann als eine der ersten Konzeptplatten der Rockgeschichte gelten.

Japan Single: Holiday Romance
eine der vielen erfolglosen Konzept-Singles (Holiday Romance Japan)

In den Siebzigern war dann die Zeit der Konzeptalben. Nun schrieb Ray Davies zwar immer noch schöne Rock-Songs, aber der Erfolg, der schon nach "Village Green" ausgeblieben war, stellte sich nicht wieder ein. Die Kinks hatten sich weiterentwickelt, oder besser Ray Davies hatte sich weiterentwickelt, denn die Band schien mit "Preservation", "Soap Opera" und "Schoolboys in disgrace" in den Hintergrund gerückt zu sein. Dave Davies sah dies nicht gerne, aber sein Gitarrenspiel war immer noch das Herz der Kinks, während man Rays Songwriting vielleicht als deren Kopf bezeichnen konnte.

The Kinks 1978
The Kinks 1978

Als dann aber die Band wieder einen neuen Plattenvertrag unterschrieb sollte die Musik wieder eingängiger und für breitere Massen konsumierbarer werden. Zwar gaben Ray und Dave den Leuten immer noch nicht unbedingt das, was sie wollten (wie 1981 ein Albumtitel lauten sollte), aber das Publikum konnte sich nach den künstlerisch anspruchsvollen, aber nicht für den Massenmarkt geeigneten Konzeptalben wieder mit der Band anfreunden. Zwar sollte es noch einige Jahre dauern, bis die Band wieder eine Hitsingle produzieren sollte, aber die LP's wurden doch recht annehmbar verkauft und in den USA mauserten sich die Kinks zur "Stadionrockband" mit allen ihren Problemen. So ist "Low Budget" zwar das in den USA meistverkaufte Album der Band, aber künstlerisch anspruchsvoll ist es nicht gerade und ich muß sagen, daß es zu meiner persönlichen Liste der "Unliebligsplatten" der Kinks gehört, obwohl natürlich auch hier Songs drauf sind, die die alte Kinks-Qualität zeigen.

Come Dancing Video
The Kinks 1982 (Come Dancing Video)

Mit "Come Dancing" landete die Band 1983 in England den ersten Hit nach "Lola" und auch die nachfolgende Single "Don't forget to dance" wurde, zumindest mit den bescheideneren Maßstäben der 80er Jahre-Kinks ein Hit. Es schien, daß die Band wieder "on top" war, aber obwohl sie reihenweise gecovert wurde und die anderen Bands ihnen dadurch die verdienste Ehre erwiesen, sollten die beiden Songs bis heute die letzten Hits bleiben. Nach der 83er Platte "State of Confusion" folgten mit "Word of mouth" und "Think Visual" weniger erfolgreiche LP's wobei jene Platte sicher als einer der Tiefpunkte der Karriere aus musikalischer Sicht gelten kann, denn die Platte besticht durch ihre an den Zeitgeist angepaßte Synthisizer-Fülle. Die Texte blieben sozialkritisch und im großen und ganzen solide, aber die Platte kann man wirklich in den Kontext der Zeit stellen und da kann sie keine Bäume ausreißen. Besser wurde es mit "UK Jive", aber entscheidend auch nicht. Ganze vier Jahre mußten dann die Fans auf einen neue Platte warten und die Warterei lohnte sich, aber nur für ein paar Songs. "Phobia" so der Titel der 1993 veröffentlichten Platte besticht durch eine Fülle an mittelklassigen Kinks-Songs und nur zwei bis drei "Ausreißern" - nach oben! "Scattered", "Only A Dream" und das schon 1991 auf einer EP veröffentlichte "Did Ya" gehören sicher zu den besten Songs der 80er und 90er Kinks.

Hatred!
Ray und Dave: "Hate is the only thing that keeps us together" (Hatred (A Duet), 1993)

Mit "Phobia" und den bis 1995 andauernden Tourneen war es dann mit den Kinks so gut wie zu Ende (auch wenn wir natürlich immer noch darauf hoffen können, daß es die Band noch mal wieder gibt). Nach der Tour in den USA 1995, wo fast nur alte Hits gespielt wurden und sich die Band eher als alternde Sixties-Rocker denn als innovative, immer noch hungrige Band der Neuziger (wobei das jetzt nicht heißt, daß ich Kinks mit Neunziger Jahre "Mucke" habe will- bewahre). Das Vorläufige (?) Ende der Band kam auch nach den letzten zwei Konzerten in Skandinavien im Sommer 1996 und man kann sagen, daß mit "To The Bone" auch eine würdevolle Abschlußplatte veröffentlicht wurde. Auf dieser Doppel-CD vereinigen die Kinks sanfte Stücke in neuer Einspielung, vor einem kleinen Publikum gejammte mit wuchtigen Live-Aufnahmen der 93er Tour. Zudem finden wir auch die jüngsten beiden Kinks-Songs in denen Ray Davies sein Songwriter-Talent und sein Bruder Dave das Gitarrenspiel noch einmal aufblitzen ließ.

Ray Davies in Hamburg
Ray Davies '98 in Hamburg

Nach 1996 und schon 1995 widmete sich Ray Davies dann seiner Solo-Karriere. Er laß aus dem 1995 erschienen Buch "X-Ray" und spielte dazu die alten Kinks-Hits sowie einige neue, thematisch eng an die Geschichte des Buches angelehnte Songs. Seit diesem Jahr war er ständig auf Tour und spielte letztes Jahr, kurz nachdem seine erste wirkliche Solo-Platte erschienen war, auch drei hervorragende Konzerte in Deutschland (wobei ich nur Hamburg und Berlin beurteilen kann).

Dave Davies: Unfinished Buisness (USA 1999)
Dave Davies "Unfinished Buissness" (USA 99)

Auch der "kleine" Kink Dave brachte seine Sicht der Dinge mit dem Buch "Kink" heraus und tourt sein 1997 mit eigener Band und in etwas kleinerem Stil durch die USA. Letztes Jahr erschien dann auch seine Solo-CD (mithin schon seine vierte Soloplatte), die aber eher eine "Best of" Dave Davies darstellt (wobei man das für die zweite CD nicht unbedingt behaupten kann, es ist eher "das habe ich auch veröffentlicht"). In den USA erschien Anfang dieses Jahres eine zu der europäischen in vielen Songs unterschiedliche Version, die mir doch um einiges besser gefällt, vor allem weil dort mehr neue Songs drauf zu finden sind. Der Titel dieser beiden CD's stimmt uns dann doch wieder hoffnungsvoll, auch wenn wir nicht unbedingt mit der schon mehrfach angekündigten "Reunion" der 60er Kinks liebäugeln sollten (wollen wir denn eine Revival Band, die mit Suzi Quatro in Bad Segeberg auf der Oldie Nacht spielt?). Die CD's heißen nämlich "Unfinished Buisness"!

The Kinks