Die Kinks in Deutschland (Teil 1)

Die 60er

von Helge Buttkereit

Zuvor: Es gibt drei Länder, in denen die Kinks kommerziell besonders erfolgreich waren: England, die USA und Deutschland (sicherlich könnte man noch die Niederlande und ein paar andere ebenfalls nennen). Dabei waren sie in der BRD in den 60ern erfolgreicher als in den USA und in den 80ern erfolgreicher als in England, trotzdem ist nie der Versuch unternommen worden, eine Geschichte der Kinks in Deutschland zu schreiben. Als Bestandteil der Serie zum Kinks-Jubiläum möchte ich zumindest einen Anfang machen und dabei chronologisch die Kinks in den 60ern darstellen. Allerdings gibt es zumindest jetzt noch keine Diskographie, sie wäre sehr umfangreich und ist vielleicht am Ende der Unterserie denkbar. Neben dem ersten Teil über die 60er soll es einen über die 70er und die 80er (mit Ausblick auf die 90er) geben. Außerdem möchte ich etwas über die kurze Storyteller-Tour von Ray Davies schreiben, die im Frühjahr 1998 ein heftiges Rauschen im Blätterwald verursacht hat, das sich dann schnell wieder legte. Die Tournee von Dave Davies 2001 wird nicht extra beschrieben, hierfür gibt es ein Feature zur Tour. Für den Teil über die 70er suche ich noch Erlebnisberichte von Konzerten, denn ich möchte verschiedene Berichte nebeneinanderstellen. Fotos, Annoncen, Scans von Konzertkarten etc. werden auch gerne genommen!
Am Ende des ersten Teils der Serie "Kinks in Deutschland" gibt es eine Chart-Übersicht (da nach den 60ern nur wenige Platten in den Charts waren, gleich eine komplette), die Aufstellung der Konzerte in den 60ern sowie der Fernsehauftritte.

Dandy: Die einzige deutsche Nummer-Eins-SingleDie Karriere der Kinks in Deutschland begann zögerlich. Nachdem die ersten beiden Singles gar nicht erst veröffentlicht wurden, kam auch "You Really Got Me" erst spät in die Läden und die Charts. Nachdem sie im Oktober 1964 von der "Deutschen Vogue" auf den Markt gebracht wurde, stieg die Single Anfang Dezember in die Charts ein, erreichte aber nur einen enttäuschenden 39. Platz. Enttäuschend war das wohl auch für die Plattenbosse, die "All Day And All Of The Night" nachschoben, das aber auch nicht übr Platz 22 hinauskam. Promotion in Deutschland gab es zu dieser Zeit noch kaum, die Kinks blieben in England. In der deutschen Musikpresse waren sie noch wenig vertreten, so dass die relative Erfolglosigkeit verständlich ist. Außerdem darf man nicht übersehen, dass die deutschen Charts bis Mitte der 60ern von deutschen Schlagern oder höchstens seichten englischen Titeln dominiert waren. Im Jahr von "You Really Got Me" standen u.a. Cliff Richard, Drafi Deutscher und Peter Lauch an der Spitze der Hitparaden. Allerdings hatten auch die Beatles ihren ersten Nummer-Eins-Hit, "I Wanna Hold Your Hand" stand immerhin vom 29.2. bis zum 18.4.1964 auf Platz eins.

Die Liebe der Deutschen zum seichten Schlager kam den Kinks Anfang 1965 auch nicht entgegen. Wiederum tummelten sich seichte Songs an der Spitze der Hitparade: "Pretty Woman" (Roy Orbison), "Das is die Frage aller Fragen" (Cliff Richard) oder "Heute mal ich dein Bild, Cindy Lou" (Drafi Deutscher) waren einige davon. Der erste wirklich harte Titel an der Spitze war wohl "Satisfaction", im Mai/Juni 1965 der zweite Stones-Titel auf Platz eins. Für die Kinks war die Spitze noch weit entfernt, die dritte Single "Tired Of Waiting" kam nur auf Platz 27, und die folgenden vier Singles im Juni 1965 scheiterten alle kläglich (A-Seiten: I Took My Baby Home, I'm A Lover Not A Fighter, Everybody's Gonna Be Happy, Cadillac). Auch "Set Me Free" (Juli) und "See My Friends" (September) schlugen in Deutschland nicht ein. Den Kinks fehlte vor allem die Präsenz in Deutschland, wenngleich die ersten beiden deutschen Konzerte im Spätsommer des Jahres stattfanden. Die LPs der Band waren im übrigen in den Charts erfolgreicher, auch wenn die Alben damals noch nicht die Rolle spielten wie heute. Vermutlich war das auch der Grund, weswegen im Sommer 1965 einige Songs der ersten LP auf Singles ausgekoppelt wurden. Das Album "The Kinks" stieg im Februar 1965 in die Hitparade ein und behauptete sich dort ganze 40 Wochen. "Kinda Kinks" folgte im Mai und blieb 24 Wochen dabei, wobei es nicht ganz die Top-Platzierung des ersten Albums erreichte (Platz zwölf im Vergleich zu Platz sieben).

Eintrittskarte 'Die Show des Jahres', Abbildung: Kinky MirrorSo richtig begann die Karriere der Kinks in Deutschland aber auf der Berliner Waldbühne. Kurz nach der berühmten ersten US-Tour, die mit einem US-Auftrittsverbot bis 1969 endete, spielten die Kinks am 14. August 1965 zwei Konzerte in der Open-Air-Arena vor 20.000 Zuschauern. Die Veranstaltung hatte den Titel "Die Show des Jahres" und neben den Kinks traten auch "The Fortunes" und "Screaming Lord Sutch & His Seven Savages" auf. Die Presse sah am Tag zuvor Unruhen voraus: "Langmähnige Engländer schreiten morgen bei der Show des Jahres in der Waldbühne zur Tat. Das Quartett Tollwütiger beglückt seine Fans nicht nur mit Tönen, sondern auch mit Rüschenhemden. Sie sind 18 und 21 Jahre alt, lieben Bach (sagen sie) und trinken sterilisierte Milch. Das musikalische Höllenspektakel der Kinks findet um 16 Uhr und um 20 Uhr statt, falls die Waldbühne dann noch steht."

Nicht die Kinks, sondern "Lord Sutch" sorgte hingegen für Tumulte, nachdem der Einlass bereits von berittener Polizei mit Schlagstöcken gesichert wurde, die aber nicht eingreifen musste. Da an den Toren nicht einmal nach Wurfgeschossen gesucht wurde und außerdem Flaschen mit auf das Gelände genommen werden durften, waren die Folgen abzusehen. "Lord Sutch" zog bei der Abendvorstellung seine Gruselshow ab, ging auf die Planken der Bühne los, zerfetzte eine lebensgroße Strohpuppe und setzte sie in Brand, so dass die Feuerwehr löschen musste. Außerdem verletzte er unbeabsichtigter Weise einen seiner Saxophonisten. Die Menge war außer sich, die Fans warfen Flaschen auf die Bühne und es gab mehrere Verletzte. Die Kinks hatten auch zu leiden, denn sie wurden von 50 Fans auf dem Weg zur Bühne verfolgt. Sie konnten dennoch spielen und begannen mit "You Really Got Me", gekleidet in ihren roten Anzügen mit gelben Rüschenhemden. Es folgten sieben oder acht weitere Stücke und die Menge war von den Kinks begeistert. Nach einem Augenzeugenbericht war Quaife der ruhigste auf der Bühne, während Dave Davies seine Haare im Takt schüttelte. Nach den Tumulten hatten sie es schwer in Berlin zu Abend zu essen, fanden aber schließlich doch noch ein Straßencafe. Ein Tag darauf spielten die Kinks noch in der Bremer Stadthalle und reisten zurück nach England. Die Ost-Berliner Presse machte unterdessen Stimmung gegen die Fans, die auf der Rückfahrt vom Konzert in den von der DDR betriebenen S-Bahn-Zügen Berlins randalierten.

Die beiden Konzerte im August sollten 1965 nicht die einzigen in Deutschland bleiben, im Oktober starteten die Kinks endgültig durch. Sie gingen gemeinsam mit "The Lords", "Tony Sheridan & His All Stars" und "The Black Stars" auf ihre erste "Package Tour" durch die Bundesrepublik. Veranstaltet wurde das Ganze von der Zeitschrift "Musik Parade". Die Kinks absolvierten auf dieser Tournee 25 Auftritte in 17 Tagen (eingeschlossen drei Konzerte in der Schweiz und eines im französischen Elsass). Die Konzerte bedeuteten den endgültigen Durchbruch, dem das wohl erfolgreichste Jahr der Band in der Bundesrepublik folgte.

Dave Davies in Recklinghausen am 12.10.65, Bild aus 'Beatgeschichte(n) im Revier'  Ray Davies in Recklinghausen am 12.10.65, Bild aus 'Beatgeschichte(n) im Revier'

Nach drei Tagen in München, wo es beim ersten Konzert Probleme mit dem Equipment gab, das am Londoner Flughafen geblieben war und erst kurz vor Showbeginn ankam, ging es ins Ruhrgebiet. Die Show mit dem Titel "Beat 65" sollte am Donnerstag, 5.10.1965 gleich zweimal im "Hans-Sachs-Haus" stattfinden und bei der ersten Show vor größtenteils 13- bis 16-jährigen begannen die Kinks, diesmal in hellbau mit Rüschenhemden, gegen 19:30 Uhr mit "You Really Got Me". Die Band blieb auf der Bühne relativ ruhig und spielte neben "You Really Got Me" noch "Tired Of Waiting For You", "It's Alright", "Come On Now", "All Day And All Of The Night", "See My Friends" und "Set Me Free". Damit die Show ruhig über die Bühne lief, waren 200 Polizisteen im Einsatz. Die Bands waren angehalten, bei Tumulten die Bühne sofort zu verlassen. Ein Journalist der Gelsenkirchener Ruhr-Nachrichten, mit großen Vorurteilen in die Halle gegangen, sah diese auch zum größten Teil bestätigt (z.B. monierte er die langen Haare der Jugendlichen und den Krach), stellte aber die Kinks als Highlight des Abends heraus.

Nach Gelsenkirchen reisten die Musiker weiter über Iserlohn, Lüdenscheid und Koblenz nach Ludwigshafen, machten einen Abstecher in die Schweiz und Frankreich um dann über Neunkirchen und Kaiserslautern wieder zurück ins Ruhrgebiet zu kommen. Dort fanden am 12. Oktober wiederum zwei Konzerte statt, das erste am späten Nachmittag in Bochum und das zweite ab 20:15 Uhr in Recklinghausen, von dem das Buch "Beatgeschichte(n) im Revier" berichtet. Offenbar waren die Bands vom ersten Auftritt des Tages schon geschafft, wollten dem Publikum aber trotzdem einheizen. Der Stadtjugendpfleger Kurt Oster hatte jedoch dafür gesorgt, dass große Teile der Jugendlichen brav auf ihren Sitzen blieben, was den Kinks nicht gefiel. Sie animierte zu Action und einige Leute machten mit, wobei einige Stühle zu Bruch gingen. Kurt Oster betrat die Bühne und wollte die Jugendlichen beruhigen, aber Kinks-Tourmanager Sam Curtis sowie Ray Davies bugsierten Oster von der Bühne. Daraufhin bildeten sich in der Halle zwei Lager: Die einen warfen Zeug auf die Bühne, johlten und "turnten rum", wie es in einem Augenzeugenbericht heißt und die anderen blieben ruhig. In der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" vom übernächsten Tag wurde Kurt Oster mit folgenden Worten zitiert: "Die Jugend ist gut, doch Manager und Veranstalter manipulieren die Gefühlsausbrüche und Exzesse. Sie glauben nur dann Erfolg zu haben, wenn es drunter und drüber geht."

Anzeige für 'Beat 65' in den Schleswiger Nachrichten (7.10.65), Abbildung: Archiv Frank MootzEs gab auch andere Stimmen. Die "Westfälische Rundschau" kommentierte die musikalische Qualität der Kinks: "Die vier aus England bestechen vor allem durch die perfekte Beherrschung ihrer Instrumente. Besonders beeindruckte [...] der Schlagzeuger den Kenner. Hier wurde der Beweis angetreten, dass es möglich ist, mit sparsamen Mitteln einen knallharten Beat zu machen." Besonders schlimm waren die Ausschreitungen wohl auch nicht, denn der "Mittag" zitierte die Recklinghäuser Polizei: "Selten verlief eine Beatveranstaltung so ruhig wie die in Reckinghausen." Die "Unruhen" zeigten die langsam anschwellende Rebellion gegen die Eltern-Generation, der altbackene Jugendpfleger als Vaterfigut in Recklinghausen ist ein gutes Beispiel dafür. Unruhe gab es auch zwei Tage später in der Kieler Ostseehalle, als Sam Curtis verletzt wurde. Nach Angaben der "Schleswiger Nachrichten" musste das Konzert sogar vorzeitig abgebrochen werden. Die Tumulte waren ausgebrochen, als eine hölzerne Balustrade hinter der Band zusammenbrach. Die ersten Stuhlreihen gingen zu Bruch, während Curtis ins Krankenhaus musste, da er von einem Stuhl getroffen worden war. So war die Tour für ihn einen Tag früher zu Ende (es folgten noch zwei Auftritte in Delmenhorst und Oldenburg) und die Presse hatte wieder die Bestätigung: Die langmähnigen Beat-Musiker sorgten nur für Krawalle (vermutlich ergänzten einige Journalisten im Geiste: "Unter Adolf hätte es das nicht gegeben").

Dave Davies hat heute kaum noch Erinnerungen an die Tour, kann das aber auch gut begründen. In seinem Buch "Kink" schreibt er davon, dass er wohl die ganze Zeit über auf Drogen war, da man in Deutschland überall guten Stoff bekam. In der ersten Nacht traf er ein deutsches dunkelhaariges Mädchen, das kein Wort Englisch gesprochen habe. Das war auch nicht nötig, denn über die Zeit der Tour kommunizierten ihre Körper miteinander, wie Davies sich ausdrückt. Er nahm sie mit in sein Hotelzimmer, sie rauschten Haschisch und wussten, was zu tun war. Zudem schloss Dave Davies eine Freundschaft mit Tony Sheridan, der viel über die Beatles in deren Hamburger Zeit erzählte.

Das erfolgreichste Charts-Jahr der Kinks war 1966. "Dedicated Follower Of Fashion" erreichte Platz elf, "Sunny Aftrnoon" war mit Platz sieben der erste deutsche Top-10-Hit der Band (in der Bravo Musikbox sogar auf Platz fünf) und dann kam "Dandy". Die Single (B-Seite: "Party Line") stieg am 5. November in die Hitparade ein und blieb dort 20 Wochen. Während der Song in England nicht auf Single erschien, war er für Deutschland wohl seicht genug und [] der einzige deutsche Nummer-Eins-Hit. Am 24.12. stand die Single erstmals an der Spitze der Hitparade und blieb dort bis zum 14.1. (Roy Blacks "Good Night My Love" folgte an Nummer eins). Auch die Alben der Band waren weiter erfolgreich. Etwas später als in England erschien "The Kink Kontroversy" in Deutschland, wo die LP am 15. April 1966 in die Charts einstieg und immerhin Platz acht erreichte. Die späte Veröffentlichung hängt mit der LP "The Kinks In Germany" zusammen, die pünktlich zur Tournee im Oktober 1965 auf den Markt kam und sich auch sechs Wochen in den Charts hielt. Das "In Germany" bezog sich auf die Tour, die LP enthielt jedoch nur bekannte Songs der Band. Die Bilder auf Cover und Backcover waren immerhin aus Deutschland, von einer Foto-Session im August 1965 (von der gleichen Session stammt auch das Cover von Dandy). Unterstützt wurden die Erfolge durch Fernsehauftritte, von denen allerdings der erste (während der Oktober-Tournee 1965) nicht gesichert ist. Der erste große Auftritt war zweifellos die Live-Aufnahme aus der Stadthalle Offenbach vom November 1965, die im Januar 1966 ausgestrahlt wurde. In "Beat Beat Beat" zeigt sich nicht nur eine blendend aufgelegte Band, sondern man sieht auch ein Publikum, das gesittet tanzt (sicher ein Versuch der Sendungsgestalter, etwas gegen die Vorurteile gegenüber der "Beat-Musik" zu tun, in die ja auch die Kinks fälschlicherweise eingeordnet wurden).

The Kinks In Germany: Die Fotos waren aus DeutschlandWährend es im Jahr 1966 nur ein Konzert in Deutschland (21. September im Berliner Sportpalast) geben sollte, folgte zu Beginn des folgenden Jahres, als gerade Dandy an der Spitze der Hitparade stand, eine neue "Package Tour" unter dem Motto "Beat Im Karneval", zu der mir leider weder Augenzeugenberichte noch Zeitungsartikel vorliegen. Doug Hinman zitiert in seinem neuen Buch über die Kinks Ray Davies zu dieser Tournee: "Es war großartig [in Deutschland]. Normalerweise habe ich keine große Freude am Reisen. Aber ich mag es zu spielen und in Deutschland war das Publikum gut. Vielleicht ein wenig älter als [in England]." Nach einem Bericht spielten die Kinks den Song "Music Music Music" (Teresa Brewer), der auch als "Put Another Nickel In The Nickelodeon" bekannt ist. Pete Quaife erinnerte sich später daran, "David Watts" in Deutschland dem Publikum vorgestellt zu haben, so dass es möglich ist, dass dieser Song auch gespielt wurde (vermutlich als Live-Premiere).

Auch nach der Tournee im Januar ging die Erfolgsgeschichte weiter, nun wurde sie vor allem auch durch Fernsehauftritte unterstützt. Am 20. Mai traten die Kinks erstmalig mit "Mr Pleasant" im "Beat Club" auf, einen Monat später auch mit "Waterloo Sunset". Beide Auftritte wurden vorher aufgezeichnet, und sie zeigen die Kinks beim Playback. Bei "Mr Pleasant" mimt im übrigen nicht nur Manager Grenville Collins den Pianisten, sondern der Co-Moderator Dave Lee Travis "spielte" Posaune und lief zwischen der Band umher. Beide Songs waren in Deutschland erfolgreich, kamen auf die Plätze zwölf und sieben in der Hitparade. Zuvor war aber auch noch "Dead End Street" in den Charts -- immerhin auf Platz fünf.

Noch eine Single sollten danach in den 60ern die Top-10 erstürmen, "Death Of A Clown" von Dave Davies kam bis zum dritten Platz und war somit die dritterfolgreichste Single der Kinks in der Hitparade. Ende 1967 folgte noch "Autumn Almanac" in die deutschen Charts und 1968 immerhin noch drei Singles, aber nur knapp unter Platz 30 ("Susannah's Still Alive", "Wonderboy" umd "Days"). Danach war die Erfolgsgeschichte erstmal zu Ende, auch der Beat-Club-Auftritt 1969 mit "Plastic Man" konnte daran nichts ändern. Allerdings war 1968 noch eine Tournee geplant und möglicherweise wurden sogar Anfang September des Jahres einige Konzerte gespielt. Zwar gibt es keine bestätigten Termine, aber Pete Quaife erinnerte sich später daran, dass die Band in Deutschland einige Songs der "Village-Green"-Periode spielte, unter anderem "Phenomenal Cat" und "Days". Demnach müssten sie 1968, vielleicht vor den Terminen in Belgien (7. und 8. September) in der BRD aufgetreten sein. Ein Jahr später soll laut Doug Hinman der letzte Auftritt der 60er im Hamburger Star Club stattgefunden haben, aber dies bezweifelt Thorsten Schmidt (Kultur Buch Bremen), einer der besten Kenner der Star-Club-Geschichte. Wenn das Konzert stattgefunden hat, war es bestimmt nicht lang: Die Kinks spielten demnach am 26. August 1969 nach Erinnerung von John Dalton mit geliehenem Equipment ohne Soundcheck. Der Bass-Verstärker funktionierte nicht und so endete der Auftritt nach einem halben Song. Danach soll es noch einen Disput zwischen Ray Davies und einem Mitglied der Vorgruppe gegeben haben.

Etwas zeitversetzt zu den Ereignissen in England war die Geschichte der Kinks in Deutschland in den 60ern also durchaus eine Erfolgsgeschichte, wenn auch in ihrem Höhepunkt beschränkt auf die Jahre 1965 bis 1967. Spätere Singles wie "Starstruck", "Hold My Hand" (Dave Davies) oder "Drivin" (trotz Auftritt im ZDF) waren nicht erfolgreich und auch die Alben nach "Something Else" schafften es nicht in die Charts. Erst im August 1970 sollte "Lola" in die Charts einsteigen, aber das ist schon Bestandteil des zweiten Kapitels "Kinks in Deutschland".

Bravo Musixbox 37/66, 5.9.1966

 

The Kinks in den deutschen Charts 1964-1993

Quelle: Dave Emlens Kinks Website

Single Einstiegsdatum beste Platzierung Wochen in den Charts
You Really Got Me 5.12.1964 39 4
All Day And All Of The Night 16.1.1965 22 8
Tired Of Waiting For You 20.3.1965 27 6
Dedicated Follower Of Fashion 14.5.1966 11 9
Sunny Afternoon 6.8.1966 7 16
Dandy 5.11.1966 1 20
Dead End Street 4.2.1967 5 11
Mr. Pleasant 10.6.1967 12 8
Waterloo Sunset 8.7.1967 7 12
Death Of A Clown (Dave Davies) 9.9.1967 3 14
Autumn Almanac 2.12.1967 13 6
Susannah's Still Alive (Dave Davies) 13.1.1968 27 6
Wonder Boy 15.6.1968 29 6
Days 28.8.1968 28 9
Lola 15.8.1970 2 20
Apeman 4.1.1971 9 14

Album Einstiegsdatum beste Platzierung Wochen in den Charts
The Kinks 15.2.1965 7 40
Kinda Kinks 15.5.1965 12 24
Kinks In Germany 15.12.1965 22 6
The Kink Kontroversy 15.4.1966 8 16
Face To Face 15.10.1966 12 24
Something Else By The Kinks 15.12.1967 31 8
IHRE 20 GRÖßTEN HITS 5.3.1979 4 7
One For The Road 28.7.1980 49 6
State Of Confusion 11.7.1983 55 7
Phobia 26.4.1993 92 3

 

Live-Auftritte in Deutschland 1965-1967

Quelle: Doug Hinman: All Day And All Of The Night
Da ich mit Bezug auf Thorsten Schmidt (wohl bester Kenner der Beat-Club-Geschichte) das Datum dort 1969 für sehr unwahrscheinlich halte, führe ich es nicht in der Liste (hb).
Nr.DatumUhrzeitHalle/OrtStadtTitel, Support etc.
1 & 214.8.196516:00 & 20:00WaldbühneBerlin"Die Show des Jahres" mit: The Fortunes, Screaming Lord Sutch & The Savages
315.8.1965StadthalleBremen
41.10.1965PN Hit HouseMünchen"Beat '65" mit: The Lords, Tony Sheridan & His All Stars, The Black Stars, The Renegades
52.10.1965PN Hit HouseMünchen"Beat '65" mit: siehe Nr. 4
63.10.1965PN Hit HouseMünchen"Beat '65" mit: siehe Nr. 4
7 & 85.10.196516:00 & 20:00Hans Sachs HausGelsenkirchen"Beat '65" mit: siehe 4 (außer The Renegades)
96.10.196517:30ParkhalleIserlohn"Beat '65" mit: wie Nr. 7
106.10.196520:30Neue SchützenhalleLüdenscheid"Beat '65" mit: wie Nr. 7
11 & 127.10.196516:30 & 20:15StadthalleKoblenz"Beat '65" mit: wie Nr. 7
138.10.196520:00Friedrich-Ebert-HalleLudwigshafen"Beat '65" mit: wie Nr. 7
1411.10.196516:30TuS-SporthalleNeunkirchen"Beat '65" mit: wie Nr. 7
1511.10.196520:30FruchthalleKaiserslautern"Beat '65" mit: wie Nr. 7
1612.10.196517:30Union TheaterBochum"Beat '65" mit: wie Nr. 7
1712.10.196520:15WestlandhalleRecklinghausen"Beat '65" mit: wie Nr. 7
1813.10.196516:30StadthalleDarmstadt"Beat '65" mit: wie Nr. 7
1913.10.196520:30Kurfürstliches SchlossMainz"Beat '65" mit: wie Nr. 7
20 & 2114.10.196517:30 & 20:15NiedersachsenhalleHannover"Beat '65" mit: wie Nr. 7
2215.10.196520:00MüsterlandhalleMünster"Beat '65" mit: wie Nr. 7
2316.10.196516:00NordmarkthalleRendsburg"Beat '65" mit: wie Nr. 7
2416.10.196520:00OstseehalleKiel"Beat '65" mit: wie Nr. 7
2517.10.196516:00DelmenhalleDelmenhorst"Beat '65" mit: wie Nr. 7
2617.10.196520:00Weser-Ems-HalleOldenburg"Beat '65" mit: wie Nr. 7
2723.11.1965StadthalleOffenbachFernsehaufzeichnung Beat, Beat, Beat
2821.9.196620:00SportpalastBerlinStars Hit Popmusik, mit: Chris Andrews, Graham Bonney, Elisa Gabbal, Marion, The Maglos, The Rainbows
2916.1.196717:00StadthalleOffenbachBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact
3016.1.196720:00KongresshalleFrankfurt a.M.Beat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Mods u.a.
3117.1.196717:30NiederrheinhalleKrefeldBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Monks, The Phantoms, The Generals
3217.1.196720:15RheinhalleDüsseldorfBeat im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Monks, The Icens, The Dressman Guys
3318.1.196717:30ESV-HalleIngolstadtBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Red Rooster Group, The Mods, The Strolling Rags, The Players Group
3418.1.196720:30SporthalleAugsburgBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Beat-Garde
3519.1.196719:30mglw. LiederhalleStuttgartBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact
3619.1.196722:30Universum KinoPforzheimBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact
3721.1.196717:00BürgervereinBonnBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact
3821.1.196720:00SporthalleKölnBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact
3922.1.196711:00Cirkus Krone BauMünchenBeat In der Manege, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Beatstones, The Others
4022.1.196717:00MessehalleNürnbergBeat Im Karneval, mit: David Garrick, The Creation, The Impact, The Knights, The Souls United, The New Alliance

 

Auftritte im deutschen Fernsehen 1965-1969

Quelle: Doug Hinman. All Day And All Of the Night
Nr.AufnahmedatumSendungsdatumArtSong(s)SendungSenderOrt der Aufnahme
14.10.19654.10.1965Auftritt unklar?DrehscheibeZDFMainz
223.11.19657.1.1966liveA Well Respected Man, I'm A Lover Not A Fighter, Milk Cow Blues, You Really Gotr Me, Till The End Of The Day (Cadillac aufgenommen, aber nicht gesendet)Beat Beat BeatARDOffenbach
319.9.196619.9.1966playbackSunny AfternoonZwischen Beat und BachARD & ZDFFrankfurt
4Mai 196720.5.1967playbackMr PleasantBeat ClubARDBremen
5Mai 196724.6.1967playbackWaterloo SunsetBeat ClubARDBremen
6Juli 196727.7.1967playbackDeath Of A Clown (nur Dave Davies)Beat ClubARDBremen
7Oktober 196716.10.1967playbackDeath Of A Clown (nur Dave Davies)Beat Beat BeatARDOffenbach
812.1.196813.1.1968playbackSusannah Still AliveBeat ClubARDBremen
88.4.196924.4.1969playbackPlastic ManBeat ClubARDBremen
94.9.196920.9.1969playbackDrivin'4-3-2-1 Hot'n'SweetZDFStuttgart

 

Quellen

Björn Schumacher: The Kinks Live in Gelsenkirchen im Jahre 1965, in: Kinky Mirror 2, 1982
Jürgen Wache: ... long time ago. Berlin-Waldbühne 1965, in: Kinky Mirror 6, 1983
Horst-D. Mannel, Rainer Obeling: Beatgeschichte(n) im Revier, 1993 (Infos und Bestellung des Buches hier)
Doug Hinman: All Day And All Of The Night, 2004
Doug Hinman: You Really Got Me, 1994/1997
Dave Davies: Kink, 1996
diverse Zeitungsartikel
Nr. 1 Hits 1960-1969
Beat Club Guide
Dave Emlens Website

Mein Dank für die Bereitstellung von Materialien geht an Thomas Bartoldus (auch Danke für Redaktion), Hans-Werner Bartsch und Frank Mootz!

(c) 2004 Helge Buttkereit für kinks.de